WiYou.de - Ausgabe 05/2015 Forum Berufsstart - page 19

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2015
Foto: Manuela Müller
Maik und Sebastian kommen nicht aus der Gastronomie, kennen sich schon
ziemlich lang, sind dicke Freunde und wollten schon immer ein gemeinsa­
mes Projekt starten.
„Bei einem Urlaub in Holland haben wir dann einen klei­
nen Eckladen gesehen, der rein vegetarische Sachen, unter anderem Fladen­
brote zum Selbstbelegen, anbietet. Das fanden wir ziemlich cool und dachten,
sowas in der Art könnte unsere Stadt Erfurt noch bunter machen.“ Die Idee
war, alles selbst zu machen. Fertigprodukte und Tiefkühlware sollte es im Ke­
koa nicht geben. „Hätten wir vorher gewusst, wie anstrengend und zeitauf­
wändig das sein wird, hätten wir uns das vielleicht nochmal überlegt“,
schmunzelt Sebastian. „Aber jetzt sind wir einmal drin und es macht riesigen
Spaß.“ Bis es soweit war, hatten die beiden aber erstmal einiges zu organisie­
ren. „Man fängt an rumzuspinnen, seiner Idee Form zu geben, alles durchzu­
rechnen und irgendwann füllt man das erste offizielle Dokument aus. Wir
waren fast ein Dreivierteljahr mit Planungs­ und Finanzierungsdingen be­
schäftigt.“
Die passenden Räume fanden sich in bester Innenstadtlage.
„Das ist für die
Laufkundschaft natürlich ideal, aber eben auch nicht günstig, man muss schon
ganz schön viele Fritten verkaufen, um das wieder reinzuholen.“ Renoviert
wurde in Eigenregie und mit Hilfe von Freunden und Familie. Zum Kochen
selbst hatte ihnen dann ein befreundeter Sternekoch ein paar Tipps gegeben.
„Wir haben zwar auch privat schon immer gern am Herd gestanden, aber im
gastronomischen Bereich ist das dann doch etwas komplizierter. Vor allem
wenn alles frisch und ohne zusätzliche Konservierungsstoffe hergestellt wer­
den soll. Herauszubekommen, in welchen Mengen man kochen sollte, damit
genug da, aber auch abends nichts zu viel übrig ist, dauert eine Weile.“
Inzwischen haben Maik und Sebastian das gut im Griff. „Wichtig war uns auch
immer, dass wir nicht nur frische, sondern auch aus der Region stammende
Produkte verwenden. Das ist zwar etwas teurer, wird aber trotzdem gut an­
genommen.“ So gut, dass sie Katja, die zuvor als Aushilfe im Kekoa jobbte, nun
fest ins Team übernehmen konnten. Wir sind sehr stolz drauf, dass wir uns das
erlauben können, brauchen das aber auch, damit wir uns selbst wieder ein
bisschen zurücknehmen können.“ Bis vor kurzem standen die beiden nämlich
von morgens halb neun bis abends um neun im Laden und das Montag bis
Samstag. Da blieb weder Zeit für Familie und Hobbys, noch um sich mal richtig
zu erholen. „Wer sich für die Selbstständigkeit in der Gastronomie entscheidet,
darf das nicht halbherzig machen. Man muss richtig Bock drauf haben und da­
für auch in anderen Bereichen zurückstecken.“
Zu einem Bistro gehören nicht nur Küche und Verkaufstheke – ohne
Buchhaltung, Einkauf und Lager geht’s auch bei Maik und Sebastian nicht.
Sie arbeiten zwar immer im Team, teilen sich in die Arbeit aber nach ihren per­
sönlichen Stärken auf. „Maik regelt den Verkauf. Er begrüßt den hundertsten
Kunden genauso enthusiastisch wie den ersten und ist immer fröhlich. Meine
Stärken sind da eher Planung und Organisation. Für einige andere Sachen
braucht man schon Experten, einen Steuerberater zum Beispiel, aber viel funk­
tioniert auch nach dem Prinzip ‚Learning by Doing‘“, erklärt Sebastian. Zum
„Learning“ gehört dabei auch, sich von Ideen wieder zu verabschieden: „Wir
hatten am Anfang vor, auch einen Lieferservice auf die Beine zu stellen. Davon
sind wir jetzt aber erstmal wieder weg. Inzwischen fänden wir es viel cooler,
einen zweiten Laden aufzumachen. Die Nachfrage ist groß und unser kleines
Bistro platzt mittlerweile aus allen Nähten.“ (mü)
Die Selfmade-Küchenchefs
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Der Bratwurst als echtem Thüringer Streetfood kann natürlich keiner so schnell den Rang ablaufen. Ein bisschen Abwechslung schadet aber auch nicht,
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dachten sich wohl Maik und Sebastian. Vor eineinhalb Jahren eröffneten sie in Domplatznähe ihr eigenes Selfmade­Bistro „Kekoa“ und bereichern
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seitdem mit Brottaschen zum Selbstfüllen, Fritten aus frischen Kartoffeln und wöchentlich wechselndem Suppenangebot die Gastrolandschaft
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der Landeshauptstadt.
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