WiYou.de - Ausgabe 05/2015 Forum Berufsstart - page 12

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2015
Foto: Manuela Müller
Titel
12
Robert ist Bierbrauerlehrling aus Leidenschaft, auch wenn er einen kurzen
Umweg über die Ausbildung im Bäckerhandwerk nahm.
„Das war damals
einfach nicht das Richtige für mich, deshalb habe ich noch eine zweite
Ausbildung begonnen. Den Beruf Brauer kannte ich von meinem Vater, der
auch hier in der Brauerei Oettinger in Gotha arbeitet, und Bier mag ich auch
privat. Zum einen trinke ich es gern, zum anderen finde ich es aber auch wahn­
sinnig spannend zu sehen, wie aus den einzelnen Rohstoffen das Bier ent­
steht.“ Bei einem Praktikum hat sich Robert einen genaueren Einblick in die
Arbeitsbereiche der Brauerei verschaffen können. „Das hat mir alles sehr gut
gefallen und ich habe mich auch gleich beworben.“
Zwei der insgesamt drei Ausbildungsjahre hat Robert nun schon hinter sich.
„Der Beruf ist so vielschichtig, dass die Zeit bis jetzt wie im Flug vergangen ist.
Als Azubi durchläuft man alle Abteilungen der Produktion. Angefangen beim
Sudhaus über den Gärkeller, die Filtration, das Labor und die Abfüllung bis hin
zum Lager, der Logistik und Instandhaltung. In einer modernen Brauerei wie
hier hat die Arbeit sehr viel mit Steuerung und Überwachung der Maschinen
und Anlagen zu tun, trotzdem ist man auch körperlich gefragt und viel auf den
Beinen, muss zum Beispiel Schläuche ziehen oder Filter ausspritzen – gerade
dieser Mix gefällt mir an meinem Beruf. Ich könnte nicht den ganzen Tag nur
am Schreibtisch sitzen.“
Und schließlich gehört auch das Bierverkosten zur Arbeit dazu, denn auch
das modernste Labor kann den Geschmack nicht messen.
„Wenn man selbst
gern Bier trinkt, ist das dabei natürlich von Vorteil. Wir kosten aber nicht nur
das fertige Bier. Auch die Rohstoffe, also Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, wer­
den zuerst mit dem Auge, dann mit der Nase und schließlich mit der Zunge
begutachtet. Ganz ohne Labortest geht es in der Lebensmittelindustrie jedoch
nicht. Erst wenn auch dort alles beprobt und für „in Ordnung“ befunden wur­
de, wird es für die Produktion freigegeben und der Sud angesetzt. Pro Sud ent­
stehen dann 500 Hektoliter Bier. Das sind umgerechnet 100.000 Flaschen.
„Das ist hier schon eine Nummer größer und man braucht eine Weile, um alles
zu überblicken – außerdem gibt es nicht nur eine Biersorte. Wir haben hier 16
verschiedene, außerdem Biermischgetränke und alkoholfreie Getränke. Dazu
die ganze Technik. Da muss man auch sehr viel Theorie lernen.“ Hilfe gibt’s da­
zu in der Berufsschule. Die findet alle zwölf Wochen für jeweils drei Wochen
in Dresden statt. Die Lernfelder behandeln unter anderem Rohstoffkunde,
Fachrechnen, Chemie und Technik. Zurzeit ist Robert in der Gärung. „Das ist
für mich die Königsdisziplin. Hier ist so viel zu tun, Hefe zugeben, Hefe entfer­
nen, man hat mit Lieferanten und Kunden zu tun, befüllt Fässer, entlädt LKWs,
steuert und überwacht die Gärungsprozesse – da ist man nur unterwegs. Das
ist genau mein Ding, hier würde ich gern auch nach meiner Ausbildung arbei­
ten.“
Übrigens:
Zur praktischen Ausbildung der Brauer und Mälzer gehört, wie der
Name schon sagt, auch das Handwerk des Mälzens. Da das Brauereien selbst
oft nicht mehr anbieten können, gibt es dafür überbetriebliche Lehrgänge.
Robert war dazu sechs Wochen in einem Erfurter Malzwerk. (mü)
Hier braut sich was zusammen
Aufgaben
Brauer und Mälzer stellen Malz her bezie­
hungsweise brauen aus Malz, Wasser,
Hopfen und Hefe Bier. Sie stellen auch
Biermischgetränke und alkoholfreie Ge­
tränke her.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
Interesse an Technik, handwerkliches Geschick,
gute Noten in Mathe und den Naturwissen­
schaften, sorgfältiges und verantwortungsbe­
wusstes Arbeiten, Bereitschaft zum Schichtbetrieb
Chancen
Brauer und Mälzer haben Weiterbildungsmög­
lichkeiten zum Handwerksmeister, Diplom­Brau­
meister und Brauingenieur, können aber auch in
andere Bereiche der Lebensmitteltechnik wech­
seln.
Brauer
und Mälzer
(m/w)
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Vor der Abschlussprüfung noch schnell ein Bier? Das ist in den meisten Fällen keine besonders gute Idee. Bei Robert ist das ein bisschen anders. In seinem
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Beruf geht es nämlich gar nicht ohne, denn Robert lernt Brauer und Mälzer und Bestandteil seiner Abschlussprüfung wird sein eigens dafür kreiertes
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Bier, der sogenannte Gesellensud, sein. Doch Achtung: Brauer sein heißt trotzdem nicht, den ganzen Tag an einem Kessel rumstehen, ab und zu im Bier
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zu rühren und alle zehn Minuten mal einen kräftigen Schluck zu probieren, wie es das Klischee vielleicht vermuten lässt. Roberts Traumjob ist es dennoch.
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Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
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